Puzzeln mit Demenz: Ein Interview mit Betreuungsassistentin Maria Anna Röttger
Bereits in früheren Artikeln haben wir darüber berichtet, dass Puzzeln die geistige Fitness fördert und deshalb zum Beispiel gezielt in der Ergotherapie eingesetzt wird. Aber auch in der Betreuung mit demenziell veränderten Menschen können Puzzles einen großen Beitrag leisten. Zu diesem Thema haben wir ein Interview mit Maria Anna Röttger geführt. Sie ist Betreuungsassistentin in einem Altenheim und hat in ihrer Arbeit mit demenzkranken Menschen schon Fotopuzzles eingesetzt.
Hallo Frau Röttger. Schön, dass Sie sich Zeit genommen haben, uns ein paar Fragen zu beantworten.
Wie kam Ihnen die Idee, mit Puzzles zu arbeiten?
Die Betreuung demenziell veränderter Menschen ist sehr individuell. Ausprobieren ist hier das Mittel der Wahl.
Für welches Motiv haben Sie sich entschieden und warum? Wie kam das gewählte Motiv bei Ihren Schützlingen an?
Mein erster Versuch, ein Fotopuzzle, das mein Haus im Schnee zeigt, hatte Erfolg. Durch das persönliche Motiv ergaben sich Gespräche, in die ich auch Personen mit einbeziehen konnte, die sich nicht direkt beteiligten. Mit 300 Teilen war es jedoch zu schwierig. Im zweiten Anlauf wählte ich ein Fotopuzzle mit 100 Teilen. Das Motiv: Meine Tochter auf einem alten Traktor sitzend, im Anhänger ihre beiden Hunde, auf einem Waldweg. Die Idee zu einem Fotopuzzle, das den Sassenberger Kirchturm zeigt, kam mir, weil man ihn von dem Altenheim aus sehr gut sehen kann, da er so imposant ist. Dieser Umstand überrascht und begeistert die Bewohner immer wieder neu.
Welche Vorteile bringt das Legen eines individuellen Fotopuzzles gegenüber einem handelsüblichen Puzzle?
Wie bereits erwähnt sind die Gespräche über das Motiv eine Voraussetzung dafür, dass die Betreuung angenommen wird.
Wie oft haben Sie und Ihre Schützlinge das gewählte Motiv der St. Johannes Kirche bereits zusammengesetzt? Konnten Sie beim wiederholten Zusammensetzen des Fotopuzzles besondere Reaktionen feststellen?
Ich habe das Puzzle bislang 3 Mal mit einer Personengruppe gelegt. Mich hat überrascht, dass sie das Puzzle an sich zwar vergessen hatten, beim Legen jedoch Erinnerungen wach wurden. Diese konnten von den Personen zwar nicht eingeordnet werden, führten aber dazu, dass sie beim Finden passender Teile eher Erfolg hatten. Mittlerweile "wandert" das Puzzle auch über die anderen Wohnbereiche.
Welche Tipps können Sie zur Auswahl eines geeigneten Puzzle-Motivs geben?
Man muss, gemeinsam mit den Klienten, einen persönlichen Bezug zum Motiv herstellen können. Es sollte unterschiedliche Farbbereiche haben, sodass sich die Teile in Gruppen vorsortieren lassen. Puzzeln eignet sich unter Umständen auch gut für die erste Annäherung an einen neuen Klienten. Man muss das Puzzeln begleiten, Teile gegebenenfalls in greifbare Nähe legen, sonst kann schnell Desinteresse entstehen. Mehr als 100 Teile überfordern, es dürfen auch weniger Teile sein.
Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus? Möchten Sie weiterhin mit Puzzles in der Betreuung von demenziell veränderten Menschen arbeiten?
Von Zeit zu Zeit werde ich das Puzzle wieder anbieten. Ein Motiv, dass sich einmal bewährt hat, kann dann immer wieder verwendet werden ;-)
Vielen Dank für Ihre Zeit und den wirklich interessanten Einblick in Ihre Arbeit!