Puzzelnd von Hütte zu Hütte – puzzleYOU unterwegs in den Bergen Norwegens
Jotunheim – diesen Namen kennen eingefleischte Marvel-Fans nur zu gut. Der Ort, der in der norwegischen Mythologie so viel wie „Heimat der Riesen“ bedeutet und das Herkunftsland von Loki, Thors Bruder ist, existiert tatsächlich. Hoch oben im Norden Skandinaviens erstreckt sich Jotunheimen als das höchste Gebirge Norwegens und verzückt Naturfreunde und Wanderer immer wieder mit seiner landschaftlichen Weite und Schönheit – so auch unsere puzzleYOU Mitarbeiterin Kristin. Über ein Jahrzehnt war Norwegen ihre Wahlheimat. Diesen Sommer ist sie mit ihrer Freundin Karina dorthin zurückgekehrt, um einen Teil des Gebirges zu erwandern. Mit an Bord: puzzleYOU Puzzles von ihren Hüttenstationen. Diese hat sie dort für alle nachfolgenden Wanderer und Entdecker zurückgelassen, die sich in den einzelnen Hütten nach den langen Etappen erholen wollen. Über ihre kleine Abenteuerreise hat sie einen Bericht geschrieben, den ihr nachfolgend findet.
Kristins Reise durch das norwegische Riesengebirge
Norwegen erkundet man am besten zu Fuß. Vor allem, weil das ganze Land dank des Norwegischen Wandervereins (DNT) mit unzähligen Wanderrouten und -hütten gut vernetzt ist.
Mit dem Flieger waren wir von Berlin aus im Handumdrehen in Oslo. Dort angekommen haben wir die Hauptstadt Norwegens einige Tage erkundet und uns dann in den Zug nach Lillehammer gesetzt. Unerwartetes Highlight entlang der Strecke: Das größte Holzhochhaus der Welt, Mjøstårnet, gelegen an Norwegens größtem See, dem Mjøsa. Beeindruckend! Nach nur zwei Stunden waren wir in Lillehammer und hatten ein paar Stunden Aufenthalt, bevor uns ein Taxi, das wir über den DNT gebucht hatten, zu unserer ersten Hütte brachte. Zugegeben, ein etwas ungewöhnlicher Start für einen Wanderurlaub.
Während der Taxifahrt machten uns Schilder am Wegesrand freundlich darauf aufmerksam, dass wir im Nationalpark keinen Handyempfang mehr haben würden. Jetzt kann der Urlaub beginnen! Bei der Hütte angekommen, konnten wir unser Glück kaum glauben: strahlend blauer Himmel, eine Holzhütte wie aus dem Bilderbuch, umgeben von saftigen Bergwiesen. Noch dazu ist Liomseter bewirtschaftet, und da wir eine Übernachtung mit Verpflegung gebucht hatten, waren wir schon gespannt auf das Abendessen. Auch als Veganer oder Vegetarianer (wie die Norweger sagen) kommt man hier nicht zu kurz: einfach ein paar Stunden vorher Bescheid sagen und man bekommt die leckersten Extrawürste aufgetischt.
Nach dem Abendessen war es Zeit für das erste Puzzle: Insgesamt hatten wir drei Puzzles dabei, jedes mit Motiven der jeweiligen DNT-Hütte und Umgebung gestaltet. Unser Ziel war es, abends das gesamte Puzzle zu legen und anschließend für andere Wanderer in der Hütte zu lassen. Bei lokalem Bier und der schönsten Aussicht war das Puzzle im Nu fertig und wir ließen uns zufrieden in die Betten fallen.
Tag 1: Liomseter – Storhøliseter 29,5 km
Am nächsten Tag war es soweit: nach einem ausgiebigen Frühstück mit selbst gebackenem Brot schnürten wir unsere Stiefel und machten uns auf den Weg. Die Wanderroute, die wir uns ausgesucht hatten, ist Etappe 6 des Wanderwegs nach Jotunheimen (Jotunheimstien). Die Wanderung geht durch den Langsua Nationalpark, der aus steinigen Hochebenen und Feuchtgebieten mit Mooren, Flüssen und Seen besteht.
Diese Tagesetappe war sehr lang, insgesamt waren wir zehn Stunden unterwegs. Ganz schön heftig für den ersten Tag! Wenn wir diese Tour nochmal machen, würden wir stattdessen auf halber Strecke in der unbewirtschafteten Hütte Storkvelvbu übernachten. Bonus: Die Hütte liegt an einem kleinen Fluss mit Bademöglichkeit.
Der Wanderweg führte uns durch spärliche Wälder mit windschiefen Bergbirken und weißen Polstern aus Islandmoos, über baumlose Hochebenen und entlang moorastiger Seeufer. Immer wieder beeindruckend: Die wahnsinnige Weite der Landschaft, ohne ein einziges Zeichen von Zivilisation.
Die letzten Kilometer bis zur Hütte waren besonders schön und führten durch einen Märchenwald aus Bergbirken, Wiesen-Storchschnabel und Eisenhut. Doch wie es im Märchen nun mal so ist, gab es leider auch Ungeheuer – und zwar riesige Schwärme hungriger Mücken! So eilten wir schnell weiter und waren froh bei der Hütte anzukommen und die kleinen Blutsauger hinter uns zu lassen.
Die Hütte verfügt über ein gut ausgestattetes Proviantlager, zahlen kann man per App (Hyttebetaling) oder indem man die vorgedruckten Rechnungsvorlagen in der Hütte ausfüllt und dort in den Briefkasten steckt. Zum Abendbrot kochten wir uns eine Dose Bacalhau – köstlich! Fun fact: Unter Bacalhau versteht man in Norwegen einen Eintopf aus gesalzenem und getrocknetem Kabeljau, der mit Tomaten, Kartoffeln und Zwiebeln verfeinert wird. Was die Portugiesen wohl dazu sagen? Bacalhau ist nämlich das portugiesische Wort für Kabeljau, hat dort Nationalgerichtstatus und wird auf unzählige Arten zubereitet. Allerdings ist der Kabeljau nie fangfrisch, sondern wird immer gesalzen und getrocknet verwendet und wird heutzutage größtenteils aus Norwegen importiert.
Satt und geschafft vom Tag, ließen wir das Puzzle Puzzle sein und kuschelten uns in unsere Betten.
Tag 2: Storhøliseter – Oskampen
Der nächste Tag fing abenteuerlich an: dank einer Hängebrücke überquerten wir den ersten Fluss trockenen Fußes. Die restliche Strecke war jedoch so aufgeweicht vom Regen der vergangenen Wochen, dass wir nach kurzer Zeit schon nasse Schuhe bekamen. So waren wir nicht traurig, dass der Wanderweg, streckenweise weniger wildromantisch, entlang breiter Kieswege verlief. Sehnsüchtig hielten wir Ausschau nach der Hütte. Wo war sie nur? Waren wir auf dem falschen Weg? Erst 200 Meter vor der Hütte sahen wir sie endlich: Oskampen. Während die vorige Hütte einen 70er Jahre Flair hatte, ist Oskampen splitternagelneu und sehr gemütlich. Dazu tragen vor allem die getischlerten Holzmöbel, der gusseiserne Holzofen, und der schöne Wandteppich bei. Auch diese Hütte ist nicht bewirtschaftet, doch da uns die Tagesetappe nicht so sehr gefordert hatte wie am Tag zuvor, rollten wir nach dem selbstgekochten Abendessen unsere Ärmel hoch und machten uns ans Puzzeln. Wie sich herausstellte, war das zweite Puzzle gar nicht so einfach, denn das Motiv besteht fast zur Hälfte aus Himmel. Wir schafften es leider nicht, es komplett fertig zu puzzeln – vielleicht schafft ihr es, wenn ihr in Oskampen einkehrt? Dann schickt uns gerne ein Foto!
Tag 3: Oskampen – Sikkisdalsseter
Nach einem zähen Aufstieg im Nebel riss die Wolkendecke während des Abstiegs teilweise auf und so konnten wir schon von weitem unser heutiges Ziel erkennen: die roten Hütten der Sikkisdalsseters Fjellstue. Links davon thronen Sikkisdalshornet und Sikkisdalshø. Letzterer ist der Berg, den wir am nächsten Tag erklimmen wollten. Majestätisch sind hier nicht nur die Berge, auch die norwegische Königsfamilie besitzt in diesem traditionsreichen Tal eine Hütte. Bekannt ist Sikkisdalen auch für die Pferdezucht norwegischer Rassen wie dem Dölepferd. Jedes Jahr zur Sommersonnenwende werden die Pferde in die Berge freigelassen, um sich zu paaren und sich für den Winter Reserven anzufressen.
Im strömenden Regen kamen wir auf der Hütte an – die einzige auf unserer Strecke, die privat bewirtschaftet wird und zwar von der gleichen Familie seit 1868! Nach einer warmen Dusche saßen wir gemütlich bei Kaffee und Waffeln in der rustikalen Gästestube und vertrieben uns die Zeit bis zum Abendessen mit unserem letzten Puzzle. Das Motiv war viel einfacher als das vorige und das Puzzle schnell gelegt. Da das Puzzle eigentlich für die Hütte in Gjendesheim bestimmt war, packten wir es wieder ein und gingen mit den anderen Wanderern Forellenessen.
Tag 4: Sikkisdalseter – Gjendesheim
Der krönende Abschluss unserer Wanderung war die letzte Tagesetappe: im Morgennebel machten wir uns an den steilen Anstieg. Auf der ersten Hochebene über der Baumgrenze begegnete uns ganz unverhofft eine kleine Herde bildhübscher Dölepferde. Zutraulich begrüßten sie uns und untersuchten vorsichtig, ob wir nicht doch etwas zum Fressen für sie dabeihätten. Weiter ging es, immer bergauf, teilweise durch steile Geröllfelder. Ganz oben angekommen, rissen die Wolken auf und boten uns eine fantastische Aussicht auf einen der ikonischsten Berge Norwegens, dem Besseggen, der im Nationalpark Jotunheimen liegt. Jotunheimen gilt seinerseits als die Wiege des DNT. Hier wurde der Wanderverein 1868 gegründet, mit dem Ziel die norwegische Bergwelt für alle – und nicht nur für Elche-jagende und Lachse-angelnde britische Lords – zugänglich zu machen. Dies ist wirklich geglückt und heute zählt der Nationalpark zu einem der beliebtesten Wandergebiete Norwegens.
Im strahlenden Sonnenschein machten wir uns an den Abstieg, das beeindruckende Panorama immer vor unseren Augen. Unser Ziel, Gjendesheim, ist eine der ältesten, und mit 185 Betten auch eine der größten DNT-Hütten, in der wir auf unserer Wanderung einkehrten. Als wir ankamen herrschte reges Treiben. Das waren wir nach vier Tagen im Langsua Nationalpark gar nicht mehr gewohnt, denn auf unserer gesamten Tour waren uns insgesamt nur zehn Wanderer begegnet. Unser Fazit: Wer auf der Suche nach spektakulären Aussichtspunkten und herausfordernden Tagestouren ist, wird in Jotunheimen fündig. Allerdings muss man diese dann auch mit dementsprechend vielen Touristen teilen. Wer hingegen Ruhe sucht, findet diese im Langsua Nationalpark.
Tag 5: Gjendesheim
Nach einem köstlichen Frühstück, das keine Wünsche offenließ, legten wir das letzte Puzzle zu den anderen Spielen in das Kaminzimmer und stiegen in den Bus Richtung Fagernes, wo wir Freunde besuchen und auf das Jørn Hilme Festival gehen wollten. Die Busfahrt führte durch atemberaubende Landschaften und ließ uns gleich neue Wanderpläne schmieden.
Das kleine Städtchen Fagernes ist ein fantastischer Zwischenstopp auf dem Weg nach Oslo, denn von hier aus kann man einige der berühmten Stabkirchen Norwegens besuchen. Auch das Freilichtmuseum ist einen Besuch wert, vor allem im Juli, wenn das Jørn Hilme Festival für traditionelle norwegische Musik und Tanz stattfindet. Dann tanzen und musizieren Alt und Jung in den alten Holzhäusern, teils in traditionellen Trachten, teils in Jeans und Turnschuhen.
Gerne wären wir noch länger geblieben, doch unser Rückflug war schon gebucht, und so nahmen wir schweren Herzens den Bus zurück nach Oslo.
Wir hoffen, dass euch unsere Reisebeschreibung gefallen hat. Vielleicht konnten wir euch ja auch inspirieren auf dem Jotunheimstien zu wandern und zu puzzeln :)
Tipps:
- Bei mehrtägigen Hüttentouren lohnt es sich eine Mitgliedschaft beim DNT abzuschließen, um ein paar Kronen zu sparen.
- In der Hauptsaison empfiehlt es sich, die Hütten im Voraus zu bestellen.
- Mückenspray, knöchelhohe Wanderschuhe, Regenjacke & -hose, Blasenpflaster und Wanderhut sind ein Muss. Eine Wasserblase statt einer Flasche ist ein praktischer Wegbegleiter.
- Die Wanderwege sind gut gekennzeichnet mit einem roten T. Trotzdem ist es ratsam, eine Wanderkarte, Kompass und offline-Karten im Handy dabeizuhaben.
- Nicht mal einen winzigen Fetzen Müll haben wir auf der gesamten Stecke gesehen. Bitte sorgt dafür, dass das so bleibt.
Na, inspiriert?
Wir sind es auf jeden Fall! Unsere liebe Kristin hat uns in ihrem Reisebericht eindrucksvoll aufgezeigt, wie schön das Land hoch oben im Norden ist. Und: Es braucht nicht immer Trubel, Menschenmassen und Verkehrsmittel, manchmal ist die Ruhe der Natur und ein zu Fuß Erkunden von neuen Umgebungen genau das Richtige, um perfekt abschalten zu können.
Wir laden euch gerne dazu ein, den Jotunheimstien zu erwandern und bei einem gemütlichen Puzzleabend in den Hütten die Tage schön entspannt ausklingen zu lassen. Ihr habt selbst noch tolle Ideen für Wanderrouten? Dann immer her damit. Vielleicht liegt in den Hütten eurer Wahl ja auch schon bald ein Puzzle bereit.